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101 Jahre Oblaten in Kronach

Sie freuen sich auf den Festgottesdienst am Sonntag, 20. Juni um 9.30 Uhr in der Klosterkirche Kronach mit Erzbischof Ludwig Schick als Zelebebrant.

Die Oblatenkommunität in Kronach feiert am Sonntag, 20. Juni, ihr 100-jähriges Wirken in Kronach und dem Frankenwald. Im Mittelpunkt des Jubiläums wird ein Festgottesdienst in der Klosterkirche St. Petrus Alcantara um 9.30 Uhr stehen, der von Erzbischof Dr. Ludwig Schick zelebriert wird. Eigentlich hatte man schon vergangenes Jahr 100-jähriges Jubiläum. Wegen der Corona-Pandemie mussten jedoch diese Feierlichkeit ausfallen, in der Hoffnung, dass man dieses Jahr feiern kann. „Aber die Corona- Pandemie erlaubt auch dieses Jahr keine große Festlichkeit“, bedauert Rektor Pater Rudolf Welscher. „Wir hatten vergangenes Jahr schon so viel vorbereitet und mussten dann relativ kurzfristig alles absagen. So etwas soll nicht noch einmal passieren, deshalb will man mit den weiteren Feiern, außer dem Festgottesdienst noch warten bis einigermaßen Normalität einkehrt. Daher gedenkt man im kleinen Rahmen mit einem Pontifikalamt, mit Erzbischof Schick, dem mittlerweile „101-jährigen segensreichen Wirken der Oblatenpatres in Kronach und dem Frankenwald. Der Festgottesdienst am Sonntag, 20. Juni, wird um 9.30 Uhr beginnen. Anmeldung ist erforderlich. Nach dem Gottesdienst gibt es keinen Empfang und auch keine weitere Feier.  

Der Festgottesdienst kann auch über den You-Tube-Kanal EJA KRONACH, Live-Stream (20.6.2021, 9.30 Uhr) mitgefeiert werden

Im Jahr 1920 wurden die ersten Oblatenmissionare nach Kronach berufen und fanden zunächst in der Festung Rosenberg eine Unterkunft. Im Jahr 1927 zogen sie dann ins Kloster St. Heinrich ein, welches zu einem Seelsorge-Zentrum für die Stadt Kronach und dem Frankenwald geworden ist. Die dem Kloster St. Heinrich angeschlossene Klosterkirche, die dem heiligen Petrus von Alcantara geweiht ist, wird täglich von vielen Menschen zum Gottesdienst heimgesucht, aber auch zum privaten Gebet und als Oase der Stille und Besinnung genutzt. Das Kloster Kronach, der Volksmund spricht heute vom „Oblatenkloster“, womit eigentlich das Kloster St. Heinrich gemeint ist, beherbergt heute nur noch drei Patres. Sie gehören der Ordensgemeinschaft der Oblaten der Unbefleckten Jungfrau Maria (lateinisch Oblati Mariae Immaculatae) mit dem Ordenskürzel OMI an. Neben verschiedenen Aufgaben in und an der Klosterkirche sind sie auch in verschiedenen Pfarrgemeinden des Frankenwaldes und in Seniorenheimen tätig. Als Priester in einer missionarischen Ordensgemeinschaft ist die Hauptaufgabe der Ordenspatres die Verkündigung des Evangeliums. Pater Rudolf Welscher ist Rektor des Klosters und verantwortlich für’s Kloster und die Klosterkirche, für die täglichen Gottesdienste und Beichtgelegenheiten, für Gesprächsseelsorge und geistliche Begleitung. Ihm steht zur ständigen Unterstützung im Kloster Pater Gottfried Hofer zur Seite. Zur Kommunität in Kronach gehört auch Pater Helmut Haagen, der als Seelsorger in den Seelsorge-Bereichen Kronach und Frankenwald tätig ist. Außerdem werden von der Oblatenkommunität in Kronach auch die Seniorenhäuser in Kronach (BRK- Seniorenhaus in der Friesener Straße und das Lucas-Cranach-Senioren- und Pflegeheim, Am Flügelbahnhof) seelsorgerisch betreut.

Pater Helmut Haagen OMI ist heute nicht nur der Dienstälteste Pater der Oblaten im Kloster in Kronach, sondern ist zugleich mit seinen 23 Dienstjahren im Frankenwald auch Dienstältester Priester im Landkreis Kronach. Die Brüder in der Oblaten-Ordensgemeinschaft leben und arbeiten da, wo sie gebraucht werden, sagt Rektor Rudolf Welscher in einem Gespräch. Wo Menschen nach Gott und seiner Botschaft fragen, wo Einsatz für Gerechtigkeit und Frieden notwendig ist und die Armen Fürsprecher brauchen. Dem Willen Gottes und seinem Reich in der Kirche zu dienen, hat die Gemeinschaft in über 60 Länder der Erde geführt. Die Hunderteinjährige Geschichte des Wirkens der Oblatenpatres in Kronach ist nur ein kleiner Teil der mittlerweile über 370-jährigen Epoche des Klostergebäudes. Das Kloster in Kronach wurde 1649 durch die Straßburger Observantenprovinz der Franziskaner gegründet und war erst Hospiz. Am 1. November 1682 wurde die von Baumeister Sixtus Harra fertiggestellte Klosterkirche, zu Ehren von Petrus von Alcantara geweiht. Der Franziskanerkonvent wurde 1829 aufgelöst. Kirche und Kloster blieben erhalten. Die Kirche und ein Teil der früheren Klostergebäude wurden später von Oblaten-Patres übernommen, in anderen Klostergebäuden wurde eine Schule untergebracht. Im Jahre 1919 erhielt Pater Georg Klein, gebürtig in Theisenort, den Auftrag „nach einer Niederlassung für die Oblaten in Bayern Umschau zu halten“. Dazu ergaben sich mehrere Möglichkeiten. Pater Klein ging mit seinem Bruder, der Domkapitular in Bamberg war, zum Weihbischof Dr. Adam Stegner, der ihnen Kronach vorschlug und die Audienz mit den Worten schloss: „Gehen Sie hinauf und schauen Sie sich mal um, auch der Bürgermeister in Kronach wünscht, dass Ordensleute dort hinkommen“. So hat Pater Georg Klein die Gründung des Oblatenklosters eingeleitet und 1920 die ersten Oblaten nach Kronach geholt, allerdings fanden sie zunächst nur ein Quartier auf der Festung Rosenberg. Es dauerte bis 1927, bis das Oblatenkloster eingerichtet war. Die Wohnung auf der Festung Rosenberg diente im Krieg 1914 bis 1918 als Gefangenenlager und daher sicherlich nicht sonderlich ausgestattet. Auch der erste Eindruck vom Kloster war betrübend und auch die Klosterkirche wirkte ärmlich und öde. Staub und Spinngewebe eines ganzen Jahrhunderts hingen an den Altären und Wänden. Ein Besuch beim damaligen Bürgermeister Nikolaus Schmidt verlief aber recht wohlwollend und freundlich. Am Sonntag, 29. August 1920, fand wohl nach über 100 Jahren die erste heilige Messe mit Predigt in der Klosterkirche statt. Nun beginnt in der Stadt eine großartige Solidaritätsbekundung durch Sach- und Geldspenden und es begannen auch Renovierungsarbeiten in der Kirche. Inzwischen kamen zwei weitere Patres nach Kronach, die eifrig ihrer Missionsaufgabe nachgingen. Sie hielten Volksmissionen und religiöse Wochen in Franken und in Oberbayern, leiteten Exerzitien, waren geistliche Betreuer von Schwesternkonventen und bei Priesterkonferenzen und halfen landauf landab in der Seelsorge aus und versahen gleichzeitig ihren Dienst an der alten Klosterkirche. Der Katholikentag am 26. September 1920 in Kronach wurde zu einem Höhepunkt. In der Zwischenzeit wird auch das ehemalige Franziskanerkloster renoviert und für die Oblaten bezugsfertig gemacht. Die erste Kommunität besteht aus fünf Mitgliedern. Sie legten ein solides Fundament für das neue Kloster. Und am 13. Juni 1927 konnte man dann auch in ein renoviertes Kloster einziehen. Noch heute wird erzählt, dass viele Kronacher mit anpackten und dass Frauen mit dem Huckelkorb die Utensilien der Patres von der Festung ins Kloster trugen. Am Ende dieses mühevollen Neubeginns steht ein dickes und aufrichtiges „Deo Gratias“ und ein dankbares Vergelt´s Gott an die Kronacher. Es verdient heute noch der Bewunderung, wieviel die Kronacher damals für ihre Klosterkirche geopfert haben und dies zu einer Zeit, da die Arbeitslosigkeit den Frankenwald grausam heimsuchte. Stadtrat Heinz Hausmann erinnert sich heute noch an eine große Renovierung und den Umbau des Klosters nach Planung des Architekten und langjährigen Organisten in der Klosterkirche, Baptist Detsch, im Jahr 1988. Die Einweihung erfolgte 1990, damals wurden, neben der Neugestaltung der Wohnungen im Obergeschoss, auch Büros im Erdgeschoss eingerichtet, so dass unter anderem das Katholische Bildungswerk, die Katholische Erwachsenenbildung und die Katholische Arbeitnehmerbewegung und die Betriebsseelsorge ihre Büros beziehen konnten. Der Umzug erfolgte vom Katholischen Vereinshaus ins Kloster, erzählt Heinz Hausmann. Und Pater Welscher dankt bei dieser Gelegenheit den vielen fleißigen Helfern, die auch zur Oblatenfamilie gehören, die einen reibungslosen Ablauf rund um Kloster und Kirche gewährleisten, wie etwa die Ministranten, Mesner und Lektoren, Buchhalter und Köchin (Haushälterin).

Text: Karl-Heinz Hofmann